Foto von links: Andreas Scheepker, Claudia Groen, Timon Kampen, Kaya Martens, Jan Wolf, Cindy Gerdes, Judith Engelbart, Eva Aden und Prof. Julian Nida-Rümelin
Im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage konnten sechs Schülerinnen und Schüler aus Aurich nach München reisen und an der dortigen Ludwig-Maximilians-Universität ein Interview mit Prof. Julian Nida-Rümelin durchführen. Im Vorfeld hatten sich zwei Lehrer mit den Jugendlichen getroffen und die Gruppe mit Texten von Nida-Rümelin und Interviews auf das Gespräch vorbereitet. Daraus war eine Reihe von Fragen entstanden, die die Schüler von Aurich nach München mitnahmen.
Von der Berufsbildenden Schule 2 nahmen Cindy Gerdes und Kaya Martens teil; vom Gymnasium Ulricianum fuhren Eva Aden, Judith Engelbart, Timon Kampen und Jan Wolf mit. Ihr Gesprächspartner war der Philosophieprofessor und frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. Organisiert und begleitet wurde die Aktion von Claudia Groen, Lehrerin am Ulricianum und Mitglied im Organisationsteam der Auricher Wissenschaftstage, und Andreas Scheepker, Schulpastor am Ulricianum.
Im Gespräch mit Prof. Nida-Rümelin diskutierten die Jugendlichen zuerst die aktuellen Ereignisse in Chemnitz und die Versäumnisse der regierenden Parteien, die dem Anwachsen rechter Bewegungen Raum gaben und die durch gute Kommunikation und entschlossenes gemeinsames Handeln der Verunsicherung vieler Menschen begegnen sollten. Nida -Rümelin wies darauf hin, dass es in der deutschen Gesellschaft immer noch eine schärfere Wahrnehmung von Tabubrüchen gäbe als in etlichen anderen europäischen Ländern.
Nida-Rümelin erläuterte den Jugendlichen außerdem seine Wahrnehmung der weltweiten Migrationsbewegungen und deren Auswirkungen auf unterschiedliche gesellschaftliche Schichten in den betroffenen Ländern. Angeregt diskutierten die Schülerinnen und Schüler über seine Vorstellungen zu einer humanistischen Bildung. Dabei stellte der Philosophieprofessor das Problem dar, dass gegenüber einer akademischen Karriere andere qualifizierte Ausbildungen und Berufstätigkeiten weniger Ansehen besäßen und einer Aufwertung bedürften. Die Aufgabe der Philosophie sah Nida-Rümelin nicht nur in Forschung und Lehre an der Universität, sondern auch in der Beteiligung an öffentlichen Diskursen. Diese Aufgabe kommt er selber durch zahlreiche Buchveröffentlichungen, Interviews und Fernsehsendungen nach, in denen er seine Wahrnehmungen und Thesen zur Diskussion stellt.
Am Ende des Gespräches fragten die Jugendlichen ihren Gesprächspartner, wie er die jetzige Abiturgeneration einschätzte. Nida-Rümelin erklärte, dass er heute ein stärkeres Miteinander der Generationen sähe als in seiner eigenen Jugendzeit. Heutige Jugendliche nahm er stärker im harmonischen Gespräch mit ihrer Elterngeneration statt in harten Konflikten und Abgrenzungen wahr.
Die Gruppe aus Aurich bedankte sich mit der neuen CD von Isabella Faust als Gastgeschenk und konnte neben der letzten Vorbereitung und Durchführung des Interviews die schöne Stadt München bei hochsommerlichen Temperaturen genießen. So rundeten ein langer Spaziergang im Englischen Garten und Besuche in der Innenstadt rund um den Marienplatz den Besuch in München ab.