Zur Natur hatten sie eine ganz besondere Beziehung, die Romantiker wie Novalis, Eichendorff und Brentano.
So stellten wir uns in DE503 die Frage, ob uns das auch so geht. Hier sind zwei der Antworten.
Sonnenuntergänge

Sonnenuntergänge sind für mich von sehr großem mentalen Wert. Die Farbenspiele sind jeden Tag unterschiedlich. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch etwas Einzigartiges. Jeden Tag definieren sie sich äußerlich anders, behalten aber immer dieselbe Bedeutung. Sie stehen für das Ende eines Anfangs und für das Zur-Ruhe-Kommen nach harter Arbeit. Sonnenuntergänge verändern die Sicht auf die Welt. Selbst die vollsten Hafenstädte wirken durch sie beruhigt und tausendmal schöner.
Imme Hippen
Lochstein

Du bist ein Stein, knallhart und grau, aber eine Raupe gibt es, die sich einen Tunnel gefressen hat durch dich hindurch. Du bist ein Lochstein – jetzt.
Ich kann durch dich hindurchgucken auf deine andere Seite.
An meinem Schlüsselbund könntest du baumeln oder mir um den Hals.
Der Wurm ist weg, vielleicht schon tot.
Er hat ganze Arbeit geleistet.
Ich nehme dich mit. Nach Hause, in mein Leben.
An der Ostsee hast du gelegen, wo solche Tiere leben, die sowas können.
Zwischen Muscheln und Sand.
Bei aller Härte hast du nachgegeben der Raupe, der lebendigen, hungrigen, nachgegeben dem Leben, als es sich seinen Weg suchte.
Wie klug von dir.
Gut, ein Stein zu sein, Kontur zu haben, Festigkeit, Gewicht. Widerstehen zu können.
Gut auch nachzugeben im richtigen Moment, durchlässig zu sein, die Sicht frei zu machen.
Material im Raum.
So will ich leben.
Christine Korte