Philister und Romantiker im Visier

Philister und Romantiker im Visier – ein kritischer Blick

Ausgehend vom Clemens Brentanos Philisterkritik bewegten wir in DE503 die Frage, ob da auch Philister unter uns wären, ob wir vielleicht am Ende selbst welche sind. Da wurden verschiedentlich welche entdeckt, aber auch kritische Worte zum Menschen des romantischen Typs gefunden.

Lesen Sie selbst …

Noch um kurz vor sechs Uhr morgens, wenn alle anderen sich nochmal im Bette herumdrehen, steht der Nachbar im Garten. Penibel genau, egal bei welchem Wetter, werden mindestens dreimal in der Woche die Blumen und der Rasen mit solch einer Liebe versorgt, dass es wie ein künstlich erschaffener Garten erscheint. Der kleinste Maulwurfshügel, mag er für andere auch kaum sichtbar sein, wird zu einem riesigen Problem. Er setzt alles daran, mit solch einer Hingabe die Erde zu richten, dass alles sein gewohntes Aussehen hat. Wenn der Herbst kommt, kann man sich sicher sein, dass jedes ach so winzige Blatt gar aus der Luft abgefangen wird, sodass der kostbare Rasen nicht davon bedeckt wird. Sodann setzt er sich nach der Gartenarbeit ins Haus und blickt durch sein Fenster auf den Garten. Seinen Kaffee vergisst er dabei nie, den er währenddessen zu sich nimmt. Nicht zu vergessen ist jedoch, dass nur ein Kaffee am Tag getrunken wird, nie einer mehr oder weniger. Denn die feste Überzeugung ist tief im Kopfe verankert, dass ein Becher solcher Brühe gut, aber zwei zu ungesund seien. Im Gespräch mit anderen Menschen geht es nicht etwa um die Schönheit des Gartens und wie gerne man sich diesen ansieht und wie wohl ein dieser fühlen lässt, nein viel mehr macht der Nachbar sich schon einmal einen Plan, was als nächstes noch gemacht werden muss.

Marie Claaßen

Ein verloren Jüngling in der seines eigenen Denkens Last, ein schweiflich flüchtender Geiste, welchen zu benutzen nur vermögend zum des Träumens Zwecke, dass vor der Realität er sich verstecke — denn düster ward’s in dieser Welt, von Druck und Erwartung erfüllt, erschreckend den verängstigt freien Geiste, fliehend in das Tageslicht der Gedanken, ausmalend sich die kühnsten Szenen, eine Zukunft, Welt ersehnend strahlend durch das fantastisch helle Leuchten, welches ihn erfüllt in seiner ganzen Person; doch kennt die grausame Objektivität dieser Welt an Erbarmen für den Träumer nichts, einengend ihn in einem Gefängnis umzingelt von einem vorgegeben Pfad, Mauern von Mathematik und Wissen, dem Gelehrtsein und dem Zwange zu Erfolg, das Damoklesschwert des Geldes als Symbol des Wirtschaftssystemlichen einengend Druck zu lernen und zu wissen, Arbeit und Studieren, manifestierte Anspruchshaltung — abgewehrt lediglich durch ein schwächlich, doch nicht traurig “Wird schon”.

Julian Christ

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