Mee(h)r-AG
Eine erlebnisreiche Woche verbrachte die Austauschgruppe „Dorade“ des Gymnasium Ulricianum Aurich gemeinsam mit der Deutschen Schule Athen. Schon am Sonntag standen mit der Akropolis und ihrem weltberühmten Panoramablick die ersten kulturellen Höhepunkte auf dem Programm.
Am Montag warteten gleich zwei besondere Erfahrungen: das wissenschaftliche Sezieren von Doraden und der Besuch des modernen Akropolismuseum, das die antiken Funde auf eindrucksvolle Weise lebendig werden lässt. Hier wurden die Teilnehmer*innen selbst zu Dichtern und Denkern. Mithilfe verschiedener Informationstafeln und Chat GPT wurden einfach neue Mythen erschaffen (siehe unten).
Der Dienstag führte die Gruppe zusammen mit den Athenern zunächst zu einer Schildkrötenaufzuchtstation, wo die Schülerinnen und Schüler viel über Artenschutz und Pflege von Meeresschildkröten erfuhren. Aber auch über die menschliche Verschmutzung und Nutzung der Meere als Ursache der zu pflegenden Schildkröten. Anschließend packten alle tatkräftig bei einer Strandreinigung mit an – einem der Hauptprobleme, warum die Schildkröten überhaupt in die Station eingeliefert werden. Meeresschildkröten können z.B. Plastiktüten nicht von Quallen, ihrer Hauptnahrung unterscheiden – sie essen die Tüten und sterben mit einem Magen voller Plastik.
Mit Paddel und Schwimmweste ging es am Mittwoch bei einer Kajaktour durch die malerischen Vravrona Wetlands – inklusive Besichtigung des Tempels der Artemis. Hier konnten die Ulricianer nicht nur Seegraswiesen und Seeigel aus nächster Nähe bestaunen, sondern auch kleine Muschelfunde für Zuhause sicherstellen. Den Tag ließen die Teilnehmenden mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang ausklingen, sowohl auf der Dachterrasse des Hostels als auch vom berühmten „The Rock“ einem Felsen unterhalb der Akropolis.
Das Meer spielte auch am Donnerstag die Hauptrolle: Beim Schnorcheln am Sunio Beach erkundeten die Jugendlichen der beiden Schulen gemeinsam die Unterwasserwelt, bevor sie am Tempel des Poseidon den Blick über die Ägäis schweifen ließen und die Geschichte zur Namensgebung der Gewässer erfuhren.
Untersucht wurde das Ökosystem Meer: Wie verändert sich der Sauerstoffgehalt von der Oberfläche zum Meeresboden oder in einer Seegraswiese? Welche Wassertemperaturen stehen damit im Zusammenhang? Als Abschluss stärkten sich die griechischen und deutschen Schüler in einer traditionellen Taverne mit heimischen Fischspeisen und ließen den Austausch ausklingen.
Am Freitag hieß es Abschied nehmen. Per Flugzeug, Schwebebahn und Zug ging es von Athen über Düsseldorf zurück nach Leer – im Gepäck viele neue Freundschaften, Eindrücke und unvergessliche Erlebnisse. Jassas!
Hier die drei neuen Mythen zur griechischen Geschichte:
Der Mythos von Kallianeira und der Kugel des Helios
Vor langer Zeit lebte in Ephesos eine junge Frau namens Kallianeira, eine Priesterin, die von den Göttern wegen ihrer Schönheit und Reinheit geliebt wurde. Doch ihr Herz trug eine Unruhe, denn sie träumte jede Nacht von einer seltsamen Gestalt: eine Löwin mit einer Kombination weiblicher und männlicher Merkmale, die sie durch brennende Wüsten führte. Ratlos suchte sie im Heiligtum der Athene um Antwort. Dort fand sie einen Töpfer, der auf einem Hocker saß und zwei Weinkrüge hielt, die er selbst gefertigt hatte. Sein Name war Epiteles. Er erzählte ihr, dass er die Krüge der Athene als Aparche aus seinem ersten Verdienst geweiht habe, und riet ihr, selbst eine Gabe zu bringen, um die Götter zu besänftigen. So führte Kallianeira ein Opfer dar und errichtete eine kleine Statue eines Bären, des heiligen Tieres der Artemis, um die Göttin der Jagd und des Waldes gnädig zu stimmen. Doch in derselben Nacht erschien ihr ein neues Zeichen: Auf einer Marmorwand sah sie, wie Ares, der Gott des Krieges, einen Sterblichen nach dessen Sieg krönte. Da wusste sie, dass ein Kampf bevorstand – nicht ein Krieg zwischen Menschen, sondern ein Ringen zwischen den Kräften der Welt. Am dritten Tag fanden die Priester im Innersten des Tempels ein fremdes, glänzendes Artefakt: eine Sphäre, auf der der Gott Helios, ein Löwe, ein Drache und magische Symbole dargestellt waren. Sie flammte wie eine kleine Sonne und warf tanzende Lichter an die Decke. Als Kallianeira die Kugel berührte, schien es, als öffne sich der Himmel. Helios selbst sprach zu ihr: „Die Löwin, die dich heimsucht, ist der Wächter des Übergangs. Wenn du sie bändigst, wirst du die Harmonie zwischen Mensch und Gott erneuern.“ So brach Kallianeira auf, begleitet von den Zeichen der Götter – Löwin, Bär, Krieger und Sonne. Niemand weiß, ob sie jemals zurückkehrte, doch die Menschen verehrten sie fortan als Mittlerin zwischen den Welten.
Der Mythos aus Stein
Es war die Zeit, da die Götter noch sichtbar über Athen wachten. Da erhob sich auf der heiligen Höhe der Akropolis der Tempel der Athena Nike, den Kallikrates mit göttlicher Hand erschuf. Auf ihrem Altar brannten Opferflammen, und eine Priesterin sprach die heiligen Worte, damit die Göttin den Athenern Sieg und Schutz schenke. An ihrer Seite wandelte eine Kore, jung und strahlend, deren Füße noch immer von ihrer Schönheit künden. Doch nicht nur Reinheit wohnte auf dem Felsen: Auch finstere Mächte zeigten sich. Ein Ungeheuer mit einem Gürtel aus Schlangen schritt durch die Schatten, während der dreigestaltige Daimon die Elemente Wasser, Feuer und Luft in seinen Händen hielt und die Menschen an die Gewalt der Natur erinnerte. Vor den Toren stand Hermes Propylaios, der Grenzgott, geschaffen von Alkamenes. Er bewachte den Eingang und öffnete den Sterblichen den Weg zum Heiligtum. Nicht weit entfernt wachten Hunde an der Seite der Artemis Brauronia – Hüterinnen, die keinen Eindringling duldeten. Und hoch oben, in Stein gebannt, lebten die Geschichten weiter: Zwei Löwen rissen einen Stier in Stücke, Sinnbild ungezähmter Wildheit, und Herakles kämpfte gegen Triton, das Meeresungeheuer halb Mensch, halb Fisch. So verschmolzen Sieg und Gefahr, Reinheit und Schrecken, Götter und Helden zu einem großen Lied der Akropolis – einem Mythos aus Stein, der bis heute erzählt wird.
Das Untier
In den Tagen, als die Götter noch wandelten und ihre Zeichen unter den Menschen setzten, wurde in der Stadt Orchomenos ein großes Reiterfest abgehalten. Der Sieger sollte nicht nur Ruhm erlangen, sondern auch einen Eichenkranz, das Zeichen des Sieges in einem Reiterwettbewerb, empfangen – ein Kranz, den man „pakischer Kranz“ nannte, weil er der heiligen Eiche des Zeus entstammte. Doch vor dem Fest erhob sich ein grausiges Unheil: ein mythisches Ungeheuer mit dem Kopf einer Frau, dem Leib einer Löwin und mächtigen Flügeln eines Vogelserschien in den Bergen. Die Priester sagten, es sei von Hera gesandt, weil die Stadt den Göttern nicht genug Opfer gebracht habe. Das Untier verwüstete die Herden – Bauer erzählten sich, sie sahen wie eine Löwin ein Kalb verschlang, und die Bauern wagten kaum noch, die Felder zu betreten. Da wandte man sich an die Seher. Diese verkündeten, dass nur ein Held, der den Schutz der Götter erlange, das Ungeheuer bannen könne. Darum nahm der junge Reiter Lysias eine geheimnisvolle Kugel, eine Sphäre, die in magischen Ritualen benutzt wurde, um Sieg in Wettkämpfen zu erlangen. Er opferte der Athene und betete zu ihr, der Göttin des Mutes und der Weisheit. Und sie erschien ihm in einem Traum: ihr Gewand war reich an Falten, und in der erhobenen Hand hielt sie einen Speer. Sie sprach: „Lysias, wenn dein Herz rein ist, so wirst du bestehen. Kämpfe nicht nur mit Kraft, sondern mit Klugheit.“ So ritt Lysias am Tag des Wettkampfes hinaus. Während andere Reiter wetteiferten, stellte er sich dem Ungeheuer entgegen. Die Kugel funkelte in seiner Hand, er rief den Namen der Göttin, und das Tier wurde schwach. Mit einem Stoß seiner Lanze bezwang er das Wesen, und das Volk jubelte.



Text von: Ina Memenga
Bilder von: Ina Memenga
Veröffentlicht von: Mara Otten und Greta Krieger
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